35 Jahre "exempla"-Literaturzeitschrift

Zur Jubiläums-Lesung am 8. Mai 2009, Stadtbibliothek Ludwigsburg
von Ulrike M. Dierkes

Es ist mir eine große Ehre und Freude, dieses Jubiläum der besonderen Art hier in der Stadtbibliothek Ludwigsburg miterleben und als Schriftstellerin (im VS) ein paar Sätze anmerken zu dürfen.

Handelt es sich doch um keine unbedeutendere, als die älteste baden-württembergische Literaturzeitschrift "exempla", eine unverwüstliche und zeitlose Literaturzeitschrift, wie ihre Herausgeberin Ursula Jetter, Dipl. Pädagogin und -Psychologin, Dozentin für Musiktherapie, sowie Schriftstellerin im Internationalen P.E.N., im VS und anderen Schriftstellervereinigungen.

Es ist kein Geheimnis und grenzt an ein Wunder, dass es die "exempla" überhaupt gibt, seitdem sie 1974 durch eine Studentengruppe in Tübingen gegründet und schließlich von dem Lyriker Wolfgang Rappsilber, Mitglied des Schriftstellerverbandes VS, übernommen wurde. Heute erscheint die "exempla" in Ludwigsburg.

Eine heftige Krise konnte Ursula Jetter 1987 abwenden, indem sie Mitherausgeberin und 2000 Alleinherausgeberin wurde. Dank ihrer Verdienste wurde sie in den Internationalen P.E.N. Club aufgenommen und erhielt 2001 für ihr literarisches Werk und ihr langjähriges Engagement einen Literaturpreis des Internationalen P.E.N.. Seither erscheint die "exempla" im Eigenverlag. Als 2002 das Baden-Württembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Stuttgart die finanzielle Unterstützung aufkündigte, begannen erneut Schwierigkeiten. Eine Zäsur, die alle Literaturzeitschriften im sogenannten Musterländle betraf. Seither sucht Ursula Jetter als Herausgeberin laufend Sponsoren, um das Erscheinen der Zeitschrift zu sichern.

Unter ihr als Alleinherausgeberin wandte sich die "exempla" gesellschaftlich relevanten Themen zu, etwa "Verwerfungen", Gewalt , Schuld und Judenfrage, auch modernen Formen der Gefährdung menschlicher Würde, Europa und Osteuropa.

Doch mit der Herausgeberschaft als solcher war die Rettung nicht getan. Jetzt begann Ursula Jetter die eigentliche Arbeit zur Verlebendigung der "exempla". Und diese Arbeit, dieses Engagement ist allein Ursula Jetter zu verdanken. Indem sie durch Literaturkreise, eine eigene Schreibwerkstatt und einen Förderkreis der "exempla", auch im Sinne der Förderung des schriftstellerischen Nachwuchses in und um Ludwigsburg, mit zahlreichen literarischen Veranstaltungen einhergehend, der "exempla" zu neuen Chancen verhalf. Über das schriftstellerische Niveau als grundlegende Voraussetzung schaffte sie es, dass die Literaturzeitschrift in herausragender Weise für die in der Charta des Internationalen P.E.N. verankerten Ziele eintreten konnte. Für diese Leistungen und den Wandel der "exempla" im Hinblick auf Menschenrechte, freie Meinungsäußerung, Schutz für Minderheiten und Verfolgte, Einvernehmen und gegenseitige Achtung der Nationen, Bekämpfung von Rassen-, Klassen-, Völkerhass und politischer Indoktrination, erhielt Ursula Jetter

  • Eine Ehrung als Schriftstellerin und Herausgeberin anlässlich des 30-jährigen Bestehens der "exempla" im Wilhelmspalais Stuttgart (Stadtbücherei Stuttgart) und eine Ehrung der Stadt Ludwigsburg.
Sicherlich übertreibe ich nicht, wenn ich sage, dass auch Städte wie Ludwigsburg und Stuttgart durch ihre Arbeit eine kulturelle Aufwertung erfahren. Immerhin zählt Ursula Jetter in der Kultur - und Literaturszene zu den nicht mehr wegzudenkenden Größen. Der Dank vieler heute anwesender und in der "exempla" veröffentlichter Autorinnen und Autoren gilt über die "exempla" hinaus auch ihrer literarischen und kulturellen Begegnungsstätte, die ihr Haus in Möglingen bis heute ist. Wer hier ankam und Gast sein durfte, hatte schon einen ganz ordentlichen und erfolgreichen Weg zurückgelegt. In einem Interview verriet sie mir, dass, wenn sie drei Wünsche frei hätte, sie Schreiben und nochmals Schreiben wolle, - und drittens verständnisvolle Sponsoren zum Erhalt der "exempla", der Förderung des schriftstellerischen Nachwuchses, erhalten möge. In diesem Sinne bitte ich alle Anwesenden, mit dem Kauf der "exempla" auch weiterhin die Zukunft der ältesten baden-württembergischen Literaturzeitschrift zu sichern. Dir, liebe Ursula, herzlichen Glückwunsch, Daumendruck, weiterhin Glück, Erfolg und Hilfe.

Ulrike M. Dierkes
Schriftstellerin

Stuttgart, 8. Mai 2009