Ursula Jetter: Ein Leben für Literatur und Musiktherapie

von Ulrike M. Dierkes

Endlich am 24. September 2018 erhielt die Schriftstellerin, Diplom-Pädagogin und Psychologin Ursula Jetter (78) das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Überreicht wurde es ihr von der Staatssekretärin Petra Olschowski (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg) unter anderem „für ihre unermüdliche Pionierarbeit auf dem Gebiet der Musiktherapie im klinischen Alltag“. In der erlesen dekorierten Zehntscheuer in Möglingen wurde die Feier musikalisch begleitet von dem bekannten Gärtner-Duo, renommierten Konzert-Cellisten.
Grußworte und Reden überbrachten die Bürgermeisterin Rebecca Schwaderer, Landrat Dr. Rainer Haas, die Kunsthistorikerin Barbara Heuss-Czisch, sowie der Autor und Generalsekretär des Internationalen Exil – P.E.N. Hellmut Seiler.

In den 1970er Jahren hat Ursula Jetter als eine der ersten die Musiktherapie am Psychiatrischen Landeskrankenhaus Winnenden eingesetzt. Damals in ihrem Beruf als Dozentin für Musiktherapie ein absolutes Novum. 20 Jahre lang war sie leitende Therapeutin in der Psychiatrie (Musiktherapie, Gesprächstherapie, Kunsttherapie und Psychodrama) mit eigenem Therapiehaus und Vorstandsfunktion in der Deutschen Gesellschaft für Musiktherapie.

Sie zog ihre drei Kinder groß und schrieb meist in Nachtarbeit ihre 11 Bücher.

Als Schriftstellerin und Herausgeberin der ältesten baden-württembergischen Literaturzeitschrift „exempla“ galt ihr Engagement neben der Veröffentlichung bekannter Autoren vor allem der Förderung des schriftstellerischen Nachwuchses, unabhängig davon, aus welchem Herkunftsland diese Nachwuchstalente auch kamen. Mehrfach gelang es ihr nach Streichung aller öffentlichen Fördermittel, das Fortbestehen der Zeitschrift zu sichern.
Außerdem leitet sie seit 20 Jahren eine Schreibwerkstatt im Katholischen Bildungswerk Ludwigsburg, die schon mehrere Autoren /innen hervorgebracht hat.

„Durch ihr beeindruckendes berufliches, literarisches und kulturelles Engagement, hat Ursula Jetter einen großen Beitrag zur kulturellen Belebung des Landkreises geleistet und weit darüber hinaus. Vielen Autoren bietet ihr Haus in Möglingen eine literarische und kulturelle Begegnungsstätte“, betonte Olschowski.

Es fällt also nicht sonderlich schwer, angesichts ihrer Leistung die Gründe für die Ordensverleihung nachzuvollziehen. Schwerer, ja unmöglich ist es, alles auf ein Blatt zu konzentrieren. Der künstlerische Werdegang von Ursula Jetter liest sich anstrengend: Seit 1990 Autorin und Mitglied im Deutschen Schriftstellerverband (VS), in der „Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik (Leipzig)“, Mitglied in der „Künstlergilde“, bei „Schreibende Frauen“ Baden-Württemberg, in der „Gedok“ und dem LGKL Ludwigsburg. Zunächst Mitherausgeberin, seit 2000 Alleinherausgeberin der „exempla“ Literaturzeitschrift. Diverse Preise. Schließlich Aufnahme in den Internationalen P.E.N. Club, von dem sie 2001 für ihr literarisches Werk und ihr langjähriges Engagement als Herausgeberin ebenfalls einen Literaturpreis erhielt.

Am 28.10.2018 wurde U. Jetter für ihre Verdienste und ihr neues Buch „überleben“ (zu Aufzeichnungen aus einem sibirischen Gefangenenlager) vom Internationalen P.E.N. in Frankfurt geehrt.
In Jahrzehnten ihres Wirkens und Schaffens hat sich ein Erfolg an den anderen gereiht, aufeinander aufgebaut, weiter entwickelt. Es gab auch schmerzhafte Niederlagen. Wie in allen Traumberufen wissen wohl nur die Erfolgreichen selbst, was ihrer Anerkennung voraus ging, welch hohen Einsatz sie abverlangt. Bei Ursula Jetter sind es Tagungen, Buchveröffentlichungen, literarische Lesungen, Seminare, Konzerte und Vorträge. Ihre Räume spiegeln ihr Schaffen wieder. Bücher, Gemälde, exotische Stabpuppen, Masken und Skulpturen künden von Zeitreisen, eine Spirale unerschöpflich erscheinender Energie. Namhafte Künstler, auch solche, die es werden wollen, geben sich die Türe in die Hand. Es bleibt nichts anderes, als den Rückschluss zu ziehen, dass hier innere Leidenschaft zum Tragen kommt. Wohl, wie so oft, das einzig offene Geheimnis.

Ulrike M. Dierkes, Neuwied,
Autorin und Schriftstellerin, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes seit 2008